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Sorgenstürme

Anina schreibt
12. Dezember 2023

Es gibt Sorgen, die bei jeder näheren Auseinandersetzung einen inneren Sturm der Verwüstung hinterlassen. Man hat Fragen, und die Antwort lässt auf sich warten. Ob sich überhaupt je eine Lösung abzeichnen wird? Die Sorge um Ungewissheit scheint unsere Fähigkeit, klar zu denken, dem Sturm wilder Gedanken zu übergeben. Fetzen fliegen. Im besten Fall bleiben es Gedankenfetzen. Auch in den letzten Monaten haben mich solche Stürme heimgesucht. Da stand beispielsweise die eine Entscheidung, die mal in aller Sorgfalt gefällt wurde, plötzlich auf wackeligem Boden. Dort erhielt ich eine beängstigende Nachricht, von der ich mir gewünscht hätte, sie niemals zu erhalten. Und just während dem Schreiben dieser Zeilen kommt mein Kind zu mir und erzählt mir besorgt, wieso die Stimmung gerade in Schieflage ist: "Ich habe einfach gar keine Ahnung, was auf mich zukommt. Weisst du, einfach GAR keine Ahnung." Sorgenstürme.

Wir alle haben unsere Wege, damit umzugehen. Unsere Nöte zu deponieren, abzulegen und unseren Fokus neu auszurichten. In der Praxis funktionieren sie nicht immer gleich. Manchmal scheint nichts zu helfen, nur weil die Seele zu sehr verweht ist. Meine Art, diesen Sturm zu stillen, ist beispielsweise Tagebuch zu schreiben. Eigentlich unglaublich, welche Wirkungskraft aneinandergereihte Buchstaben haben können. Vor wenigen Tagen entdeckte ich ein Zitat von Mani Matter. Sechs Tage nachdem seine Mama verstorben ist, begann der damals 16jährige mit dem Tagebuch schreiben und sinnierte darüber nach: "Nur glaube ich, dass mein Tagebuch eher herauskomme, wie etwa eine Abfallschaufel für überflüssige Gedanken als wie ein Tagebuch, wo über wichtige Anlässe etc. Buch geführt wird." Wie treffend! Und wie gut, dass Mani Matter die für ihn passende Schaufel zur Hand genommen hat. In der Art einer solchen Abfallschaufel ist meine Musik entstanden. Sorgenstürme sind normal. Die Frage ist, wohin wir deren Schutt tragen...