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Mit voller Überzeugung?

Anina spielt in der Kirche Klavier
16. April 2023

In den vergangenen Tagen habe ich für jemanden einen Text geschrieben. Ich schrieb in "Ich"-Form, aus der Perspektive jener Person. Eigentlich finde ich die Ideen und Reime ganz passabel, und doch fühlte sich meine Beziehung zu dem Text zwischendurch ungemütlich zwiegespalten an. Während dem Schreiben hielt ich inne und fragte mich, ob ich persönlich die Stärke hätte, den Text für mich mit voller Überzeugung zu singen. Manchmal vielleicht, manchmal aber auch nicht - in meiner momentanen Verfassung weiss ich es nicht genau. Heisst das nun, dass ich das Lied nicht fertigstellen und teilen darf? Doch, ich denke schon. Behandelt und berät ein Arzt seine Patienten erst, wenn sein eigener Körper und seine Seele vollständig gesund sind? Bekocht ein Koch seine Gäste erst mit gesundem Essen, wenn er seine eigenen Essgewohnheiten perfekt im Griff hat? Predigt ein Pfarrer erst, wenn er jeder Versuchung widersteht? Es ist nicht das erste mal, wo ich einen Text schreibe, dabei andere im Blick habe, und erst im Nachhinein feststelle, dass ich daraus wohl am meisten zu lernen habe. So möchte ich das weitergeben, was ich habe, auch ohne dass ich selber über jedes Wort erhaben bin. Eigentlich trifft das ja den Kern meiner Musik. Sich trennen von einer Perspektive, die darauf schaut was anders sein könnte. Hin zum Blick in die gewünschte Richtung.